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Zum Stück

«Der letzte de Rougemont»
Leben, Lieben und Leiden auf Schloss Schadau 1896 - 1908

Rund ein halbes Jahrhundert dauerte die Glanzzeit der hochherrschaftlichen Besitzung, des neuen Schlosses Schadau (erbaut 1848 – 1852). Abram Denis Alfred de Rougemont-de Pourtalès, die Familie unermesslich reich geworden als Bankiers und Finanzagenten in Paris, erwarb die Schadau 1837. Sein Enkel, Baron Alfred Denis Ludwig, genannt Louis de Rougemont, nahm sich, erst 23-jährig, am 3. November 1908 das Leben. Er war der letzte de Rougemont. 

Warum nahm sich Louis de Rougemont das Leben? Dieser Frage geht das auf historischen Tatsachen beruhende Freilicht-Schauspiel nach und führt uns in die Zeit der Jahrhundertwende, in die letzten Jahre der «Feudalzeit» und in die Anfänge der Arbeiterbewegung zurück. Tragisch, dramatisch, emotional, witzig.

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Dichtung und Wahrheit

Theaterstücke leben von Geschichten. Und dieses Theaterstück erzählt die Geschichte von mehreren Personen, die tatsächlich gelebt haben. Das Theaterstück erzählt aber auch Geschichten von Personen, die alleine im Kopf des Autors entstanden sind. Unser Stück ist kein Dokumenarfilm. Es ist ein Werk des Autors, das in seiner Zusammensetzung von Abläufen, Handlungen, Aussagen und Personen in sich stimmen muss. 

«Auf historischen Tatsachen basierend…» heisst für den Autor: Er gibt die historischen Fakten korrekt wieder, wie zum Beispiel:

– der letzte Baron auf Schloss Schadau starb 1908 im Alter von 23 Jahren

– die Eisenbahn wurde 1893 von Thun/Strättligen bis Interlaken erweitert

– der Luxusdampfer Blümlisalp wurde 1906 in Betrieb genommen

– die Sozialdemokratische Partei wurde 1888 gegründet

– 1906 wurde von den Gebrüdern Loeb das erste grosse Warenhaus in Bern eröffnet 

Dichterische Freiheit bedeutet aber auch, dass er die Personen formen kann, leben und sterben lassen kann, wie es ihm in sein Konzept passt, wie es für das Stück und die erzählte Geschichte stimmt.

Wir wissen nicht oder nur ansatzweise oder vereinzelt, welchen Charakter die im Stück auftretenden Menschen vor 130 Jahren hatten, wie sie gesprochen, oder sogar, welche Sprache sie gesprochen hatten? Es gibt Fotos, gemalte Bilder aus dieser Zeit, es gibt Beschreibungen von Personen und Ereignissen, aber es gibt keine Tonaufnahmen oder keine wörtlich geführten Protokolle von Alltagsgesprächen. 

Es ist die wunderschöne Aufgabe des Autors, sich in die Figuren seines Theaterstücks, ob sie nun gelebt hatten oder erfunden sind, hineinzudenken, ihnen einen Charakter zu geben, ihnen Worte in den Mund zu legen, schlicht, ihnen im Theaterstück Leben einzuhauchen. 

Der Autor Ueli Bichsel

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